neues Ich



Wie das Erwachen aus einem langen Traum, das Erwachsen aus tiefen Wurzeln.
Festgewachsen an den eigenen Fäden war man Marionette und Fadenzieher, ja Spielmacher zugleich.
Still mit vereistem Herzen und vorgefertigter Mimik spielt man jedes Stück mit, spielt jede Rolle, die verlangt wird und ist doch nur Zuschauer des eigenen Stücks.
Das Selbst versteckt hinter Haut, Muskeln, Organen und Knochen, tief vergraben in einer Nische und gut bewacht. 
Gefangen und vergessen sehnt es sich nach weiten Wiesen und lila Wolken und hofft, irgendwann eine Zeit für sich zu haben.

Wie das Erwachen aus einem langen Traum, das Erwachsen aus tiefen Wurzeln, schneide ich die Fäden durch und will fliegen. Doch als Erstes falle ich, denn ich kann ohne Fäden noch nicht gehen und fürs Fliegen braucht man Anlauf.
Ich stehe vorsichtig auf und finde Halt und lächle, denn es gibt keine Fäden mehr.
Und ich realisiere, dass ich ein Akteur auf einer Bühne ohne Zuschauer aber mit Mitspielern bin und Zeit habe, bis ich genug Anlauf gesammelt habe.




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